Turandot
am Dienstag, 11. Mai 2010, 15:17 im Topic 'Unmut'
Berlin bruestet sich damit, arm, aber sexy zu sein. Und waehrend man das sexy oft erst auf den zweiten Blick oder auch gar nicht entdecken kann, wird einem das arm immer wieder schmerzlich vor Augen gefuehrt. So wie zum Beispiel letzten Samztag in der Deutschen Oper bei einer Inszenierung von Turandot, welche einem die Traenen in die Augen trieb - leider keine Freudentraenen.
Waehrend die Musik wirklich tadellos war, die Akteure sogar richtig gut, fragte man sich beim Buehnenbild und Kostuem nur immer wieder: WAS SOLL DAS?
Das Buehnenbild der ersten beiden Akte beispielsweise bestand aus ca. 70 durchnummerierten schwarzen Stuehlen, einem weissen Plastiktisch nebst zwei weissen Plastikstuehlen und einem Verlaengerungskabel.
Die Kostuemierung des Chores sah aus, als haette der Regisseur den Saengern aufgetragen, zu schauen, was die Eltern/Grosselten noch an Klamotten der 40er/50er/60er Jahre im Schrank haben. Genauso buntgewuerfelt war dann das Ergebnis, einige fanden auch nur Unterwaesche.
Der Tatarenkoenig Timur im Exil war mit einer grossen Plastiktuete unterwegs, auf der ich nur noch das Aldi-Logo vermisste.
Der Kaiser von China und seine Wuerdentraeger sahen mit ihren grauen Anzuegen, bunten Orden und 70er-Jahre-Kassenbrillengestellen aus wie eine DDR-Politikerabordnung, und deren flankierende singende Bodyguards mit ihren schwarzen Anzuegen und Sonnenbrillen wie gerade aus der Matrix entsprungen.
Warum kann nicht einfach mal jemand eine Oper so auffuehren, wie sie sich der Komponist vielleicht gedacht haben mag? In diesem Fall vielleicht mit antiken chinesischen Kostuemen und ausstaffiert mit Lampions, Stofftaschen und Schwertern statt mit Funkgeraeten, Plastiktueten und einer Walther PKK?
Die TAZ verkauft das ja auch noch als Feature: "Fioroni ist deswegen ein großer Regisseur, weil er wiederum nicht sich selbst, sondern nur Puccini zu Wort kommen lässt - den ganzen Puccini, nicht nur den Komponisten von Welthits wie Nessun dorma."
Sorry, aber SO hat sich das Puccini bestimmt nicht gedacht.
Und ich hoere schon wieder die Schlauberger, die sagen, keiner wolle mehr klassisch aufgefuehrte Opern sehen, das gab es ja alles schon zur Genuege, und damit sich keiner langweilt, wuerden halt zur Abwexlung mal moderne Opern aufgefuehrt.
Aber.
Ich habe noch NIE eine wirklich klassische Oper gesehen. Wahrscheinlich sind die letzten Menschen, die klassische Opern in historischen Kostuemen gesehen haben, im letzten Jahrhundert gestorben.
Unmut ueber den Selbsverwirklichungszwang der Regisseure und darueber, dass von denen offensichtlich keiner den Mumm hat, zur Freude des Publikums, aber zum wahrscheinlichen Verriss der Kritiker mal eine Oper so aufzufuehren, wie es der Story angemessen waere.
Waehrend die Musik wirklich tadellos war, die Akteure sogar richtig gut, fragte man sich beim Buehnenbild und Kostuem nur immer wieder: WAS SOLL DAS?
Das Buehnenbild der ersten beiden Akte beispielsweise bestand aus ca. 70 durchnummerierten schwarzen Stuehlen, einem weissen Plastiktisch nebst zwei weissen Plastikstuehlen und einem Verlaengerungskabel.
Die Kostuemierung des Chores sah aus, als haette der Regisseur den Saengern aufgetragen, zu schauen, was die Eltern/Grosselten noch an Klamotten der 40er/50er/60er Jahre im Schrank haben. Genauso buntgewuerfelt war dann das Ergebnis, einige fanden auch nur Unterwaesche.
Der Tatarenkoenig Timur im Exil war mit einer grossen Plastiktuete unterwegs, auf der ich nur noch das Aldi-Logo vermisste.
Der Kaiser von China und seine Wuerdentraeger sahen mit ihren grauen Anzuegen, bunten Orden und 70er-Jahre-Kassenbrillengestellen aus wie eine DDR-Politikerabordnung, und deren flankierende singende Bodyguards mit ihren schwarzen Anzuegen und Sonnenbrillen wie gerade aus der Matrix entsprungen.
Warum kann nicht einfach mal jemand eine Oper so auffuehren, wie sie sich der Komponist vielleicht gedacht haben mag? In diesem Fall vielleicht mit antiken chinesischen Kostuemen und ausstaffiert mit Lampions, Stofftaschen und Schwertern statt mit Funkgeraeten, Plastiktueten und einer Walther PKK?
Die TAZ verkauft das ja auch noch als Feature: "Fioroni ist deswegen ein großer Regisseur, weil er wiederum nicht sich selbst, sondern nur Puccini zu Wort kommen lässt - den ganzen Puccini, nicht nur den Komponisten von Welthits wie Nessun dorma."
Sorry, aber SO hat sich das Puccini bestimmt nicht gedacht.
Und ich hoere schon wieder die Schlauberger, die sagen, keiner wolle mehr klassisch aufgefuehrte Opern sehen, das gab es ja alles schon zur Genuege, und damit sich keiner langweilt, wuerden halt zur Abwexlung mal moderne Opern aufgefuehrt.
Aber.
Ich habe noch NIE eine wirklich klassische Oper gesehen. Wahrscheinlich sind die letzten Menschen, die klassische Opern in historischen Kostuemen gesehen haben, im letzten Jahrhundert gestorben.
Unmut ueber den Selbsverwirklichungszwang der Regisseure und darueber, dass von denen offensichtlich keiner den Mumm hat, zur Freude des Publikums, aber zum wahrscheinlichen Verriss der Kritiker mal eine Oper so aufzufuehren, wie es der Story angemessen waere.