Freitag, 24. August 2012
Keep cool!
Eigentlich lasse ich dem halben Griechen viele Freiheiten. So ein kleines Kind stoesst den ganzen Tag ueberall nur an Grenzen, so dass ich denke, dass man da nicht noch kuenstlich weitere schaffen muss, wo es nicht unbedingt noetig ist.

Bei uns zuhause oder bei Grosseltern kein Problem.

Wenn wir aber bei anderen Leuten zu Besuch sind, fange ich an, in vorauseilendem Gehorsam das Kind von allem Moeglichen abzuhalten, ihn irgendwo wegzuzerren und anzumeckern, was dann zu Nerverei fuehrt und sowohl mich als auch den halben Griechen in kuerzester Zeit komplett unzufrieden macht. Folge: der halbe Grieche wird unwirsch, faengt an zu provozieren und geht erst recht an Sachen, an die er nicht ransoll oder schmeisst Dinge runter, und ich will dann einfach nur noch weg und raus aus der Situation.

Ich kann dann einfach nicht entspannen. Und, viele Menschen (vor allem Deutsche - sorry) erwarten das ja auch, dass das Kind ordentlich "funktioniert" und nix dreckich macht und pipapo.
Teilweise hatte ich schon gar keine Lust mehr, mit dem halben Griechen ueberhaupt noch irgendwo zu Besuch hinzugehen.

Aber es geht auch ganz anders. In unserem Freundeskreis haben wir bunt gemischte Nationalitaeten, unter anderem auch Perser (Iraner. Sie sagen selber Perser).
Da waren wir neulich zu Besuch und ich fing wieder reflexartig an, hektisch hinter dem halben Griechen hinterherzuraeumen, zu meckern und ihn von allem Moeglichen abzuhalten. Die Gastgeberin (selber 2fache Teenagermama) schaute sich das eine Weile zunehmend amuesiert an.

Als der halbe Grieche dann noch mit dreckigen Schuhen ins Haus rannte und ich aufwischen wollte, fing sie an zu lachen. "Entspann dich doch mal", sagte sie. "Was willst du denn jetzt putzen. Lass ihn doch machen, er ist ein KIND! Wir wischen einfach nachher einmal drueber und raeumen auf gut ist!"

Es dauerte eine Weile, bis ich runterfahren konnte, aber irgendwann habe ich das Kind halt einfach machen lassen.

Und wissense was? Es ist nichts passiert. Er hat mit Wasser rumgematscht, hat uns Blumentoepfe gebracht, ein paar dreckige Fussabdruecke in der Kueche hinterlassen, aber es ist nichts kaputtgegangen und es war hinterher auch nicht wirklich viel aufzuraeumen.

Und wir sind gutgelaunt und stressfrei dort losgefahren.

Selbiges bei einem guten Freund, auch Perser, der eine Bar betreibt. Der liebt den halben Griechen, und waehrend ich die ersten Male immer noch besorgt hinter dem Kind hergerannt bin, lass ich ihn inzwischen machen - er darf dort fast *alles*. Mit Matschehaenden am grossen Spiegel anfassen (wird eh taeglich geputzt), Kerzen auspusten (kann man wieder anzuenden) oder mal am Zapfhahn ziehen (kann man mit einem Knopfdruck so lange ausschalten). Und sollte er doch mal was machen wollen, was er nicht darf (auf der Kasse rumtippen) dann wird er da halt voellig unaufgeregt weggenommen.

Oder als wir zu Besuch bei A, M und J waren, der halbe Grieche gerade in der absoluten Ruepelphase, ich da bald ne Krise bekam und die Frau Mariliese, anstatt diesen "boah was fuer ein unartiges Blag"-Blick aufzusetzen, ganz locker und gelassen blieb und mir von den Ruepelphasen ihrer Kinder erzaehlte. Was war ich dankbar.

Ich wuensche mir in den Koepfen mehr von dieser Einstellung. Kinder Kinder sein lassen koennen und nicht so viel von ihnen erwarten, koennte sowohl den Kindern als auch uns Muettern (ich sage bewusst Muetter - Vaeter sind da eh lockerer) so viel Druck nehmen.

Wer hat sich nicht schonmal erwischt, zu meckern, weil ein Kind zB. beim Buddeln Sand aus dem Sandkasten schippt oder sich beim Pfuetzenhuepfen die Schuhe nass gemacht hat.

Aber, Hand aufs Herz: Ist das nicht eigentlich scheissegal?

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