Tschues, "Eltern".
Als ich schwanger war, habe ich jede Ausgabe der Zeitschrift "Eltern" bei den Vorsorgen im Geburtshaus verschlungen.

In meinem Hormonrausch kam mir das alles wahnsinnig interessant, praktisch und hilfreich vor, was da drin stand - und so abonnierte ich die Zeitschrift.

Nach nur einigen Ausgaben, die ich dann als Mutter las, wurde mir aber klar, dass da nichts Hilfreiches oder Spannendes drinsteht. Die Artikel enden naemlich immer genau da, wo meine Neumamafragen erst anfingen. Ich glaube, ich habe dort tatsaechlich kein einziges Mal einen wirklich sinnvollen Tip gefunden.

Ich fuehlte mich (und dieses Gefuehl wurde von mal zu mal mehr) immer so, als wuerden die Artikel nur die Essenz dessen sein, was Google in den Headern ausspuckt, wenn man die entsprechende Frage googelt. Kein Tiefgang, keine richtigen Antworten.

Und staendig das Kaiserschnittbashing, als haette man sich das irgendwie ausgesucht - das zerrte auch regelmaessig an der Seele.

Aber ok, es waren ja immer noch ein paar Unterhaltsamkeiten drin, die Kindersprueche zum Beispiel und die Rezepte.

In letzter Zeit wurden aber auch die Rezepte immer uninteressanter, der meiste Babykram betraf mich eh nicht mehr und nach einem Jahr wiederholen sich die Inhalte auch noch mit beeindruckender Zuverlaessigkeit.

Die ganze Zeit schon wollte ich also das Abo kuendigen, vergass es dann aber immer wieder.

Als ich dann aber neulich kompletten Bullshit lesen musste, in einer Sache, die mir wirklich am Herzen liegt, war es aus - ich schnappte mir den Hoerer und kuendigte.

(Es ging um die Frage, ob das Kind den Nachnamen des Vaters erhalten kann, obwohl die Mutter das alleinige Sorgerecht hat. Eltern schrieb, das geht nicht, aber das ist definitiv falsch, wir haben naemlich bei uns GENAU DIESE Situation).

Und gestern hielt ich nun endlich die letzte Ausgabe in den Haenden, blaetterte mich durch, fand wieder nur eine geballte Ladung Belanglosigkeiten und journalistischer Offenbarungseide und dachte mir: Jut, das wir das hinter uns haben.

Tschues, Eltern!

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mark793, Mittwoch, 12. Juni 2013, 19:47
Mit "Eltern" sind wir nie warm geworden. Während der Kleinkindjahre von mademoiselle793 fand meine Frau das Heft "Spielen und Lernen" recht hilfreich. Jetzt ist das Blatt eingestellt worden vor dem Ablauf der Restabozeit, wahrscheinlich finden wir dann noch ein paar Monate lang "Familie & Co." im Briefkasten. Eigentlich wäre "Focus Schule" interessanter, aber das Blatt ist ja jetzt auch eingestellt worden. Tja...

c17h19no3, Mittwoch, 12. Juni 2013, 20:01
das kreuz mit dem datenbankjournalismus... nichts ist mehr echt, weil für recherche die zeit fehlt. also grabbt man sich einen google-artikel, schreibt den ein bisschen um, ruft noch in einer pr-agentur an und fragt nach einem experten, den man mit vorgefertigten zitaten erwähnen darf und schwuppdiwupp ist der artikel fertig.

maracaya, Donnerstag, 13. Juni 2013, 01:14
Datenbankjournalismus.

Den Begriff kannte ich noch nicht, aber er ist sehr zutreffend - nach 3 Ausgaben kann man Bullshit-Bingo spielen, weil man die Buzzwords kennt.

Wobei ich ehrenrettend fuer die Eltern sagen muss, dass ich in der finalen Ausgabe noch zwei Berichte gefunden habe, die dann doch tatsaechlich gut waren und mich mit dem Abschied versoehnt haben (einer ueber eine gehoerlose werdende Mutter im Kreisssaal und einer ueber Schmerzbehandlung bei Kindern, wo man sich scheinbar tatsaechlich mal die Muehe machte, echte Menschen zu befragen).

cassandra_mmviii, Sonntag, 16. Juni 2013, 17:30
Mir hat es immer gereicht, daß unser Kinderarzt die "Eltern" und deren diverse spin-offs aboniert hat.