Freitag, 21. Juni 2013
Worueber ich mich diese Woche wahnsinnig aufgeregt habe ...
... ist dieses Urteil del OLG Schleswig-Holstein.

Es geht darum, dass eine Fahrradfahrerin, die einen Unfall hatte, weil sie in eine ploetzlich aufgerissene Fahrertuer eines Autos knallte, 20% Mitschuld an ihren Kopfverletzungen (und damit allen Schaeden und Folgeschaeden) aufgebrummt bekam, weil sie keinen Fahrradhelm trug. Weil inzwischen ja jeder wisse, dass Fahrradhelme schuetzen. Und obwohl die Autofahrerin unstrittig alleinige Unfallverursacherin ist.

Das Urteil wird schon allerorten diskutiert, weil es eine Einfuehrung der Fahrradhelmpflicht durch die Hintertuer darstellen koennte. Und was das heisst, wenn man das mal weiterdenkt.
Bein ab? Ok, wird alles gezahlt.
Wirbelsaeule kaputt, querschnittsgelaehmt? Och, da haetten sie aber doch einen Rueckenprotektor tragen koennen!

Nicht falsch verstehen, ich habe nichts gegen Fahrradhelme. Der halbe Grieche hat immer einen auf, solange, bis er das selber entscheiden kann, und ich befuerchte, wenn er irgendwann fragt, warum er nen Helm tragen muss und ich nicht, werde ich auch einen aufsetzen muessen.

Das Problem aber ist doch nicht Helm oder Nichthelm. Das Problem ist die Verpeiltheit der Radfahrer. Radfahrer sind nunmal die zweischwaechsten Verkehrsteilnehmer, viele verhalten sich aber ("ich hab ja nen Helm auf, kann ja nix passieren"), als waeren sie mit 70cm Knautschzone & Airbag unterwegs.

Da wird munter drauflosgefahren, nicht links und nicht rechts geschaut, rote Ampel, poeh, mir doch egal, rumgeeiert, ohne Zeichen abgebogen, mitten im Radweg einfach angehalten, Radweg in falscher Richtung befahren, Augen zu und durch, Achtung, hier komme ich, politisch korrekt auf'm Rad, also habe ich Vorfahrt.

So laeuft das aber nicht.

Natuerlich sind die Verstrahlten sogar oft im Recht. So wie mit der aufgerissenen Fahrertuer vom Auto, dem Ausparker oder der beliebten Radweg-vs-Rechtsabbiegerfalle, die Jahr fuer Jahr diversen Radfahrern das Leben kostet. Und da hilft dann auch kein Radhelm.

Aber himmelhergottnochmal, wenn ich weiss, dass mir jedes verdammte Auto da draussen potenziell den Garaus machen kann, dann kann ich doch einfach mal ein bisschen besser AUFPASSEN!

Ein ausparkendes Auto springt zB nicht einfach so 90° seitwaerts, nein, es muss zum Ausparken die Vorderraeder einschlagen und das sieht man.

Man sieht auch, ob ein Auto grad einparkt oder jemand drin sitzt - dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass gleich die Tuer aufgeht.

Und man sieht / hoert auch, ob da was von hinten kommt, was vllt rechts abbiegen will. Natuerlich waere ich im recht, aber im Zweifelsfall ist es doch besser, zu bremsen den vorbeizulassen und dem saftig hinterherzufluchen, als einfach so ("ich hab ja Vorfahrt!!") zuzufahren und unter die Raeder zu kommen.

Die Braesigkeit eines Grossteils der Radfahrer (und zwar ganz oft genau die mit Helm) ist himmelschreiend und kotzt mich jeden Tag aufs neue an. Leute, DENKT DOCH EINFACH MAL EIN BISSCHEN MIT! Wenn ich schwaecher bin als die anderen, muss ich besser aufpassen, ganz unabhaengig davon, ob ich im Recht bin.

Ich hab das noch von der Moppedzeit verinnerlicht, dass man eigentlich jederzeit fuer alle anderen Verkehrsteilnehmer mitdenken muss, weil die Moeglichkeit gross ist, dass die es nicht tun. Jedes Auto kann mich potenziell uebersehen haben. Auf die kleinen Anzeichen achten (Rueckfahrlicht geht an, Raeder bewegen sich, da vorn ist grad jemand eingestiegen...).

Kein Fahrzeug taucht einfach so aus dem Nichts auf, Beamen koennen wir ja noch nicht. Nicht im toten Winkel fahren. Blickkontakt zum Fahrer im Rueckspiegel suchen - hat der mich gesehen oder nicht? Kommt von links einer, vor dem ich zwar Vorfahrt haette, der micht aber uebersehen hat?

Wenn alle, aber vor allem die Radler, mal ein bisschen besser aufpassen wuerden, waere uns viel mehr geholfen, als wenn wir eine Helmpflicht fuer alle haben (und die Leute dann womoeglich noch weniger aufpassen. Weil, ich hab ja nen Helm auf, da kann mir ja nix mehr passieren).

So. Das war mein Wort zum Tage.

Weitermachen.

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