Tatort
Das Wochenende war ein sehr ereignisreiches. Ich hatte schon ueberlegt, wovon ich zuerst berichten soll. Wie ich unvermittelt Teil eines Fluxus-Kunstprojektes wurde? Wie wir im Kinderhospiz den Regen herbeigetrommelt haben und dann mit all unserem Geraffel ohne Dach im Platzregen standen? Wie uns der RBB mal wieder gefilmt, aber dann doch nicht gezeigt hat? Wie die Spielzeugkiste von meinespielzeugkiste.de ankam und der halbe Grieche auf der Musikmatte rumgehuepft ist? Oder wie ich liebe Post aus Kleinbloggersdorf bekam mit Rossmann-Stickern drin?

Die Entscheidung wurde mir abgenommen, als wir gestern nach hause kamen und der Papagrieche die Tuer nicht aufbekam. Weil sich diese naemlich, bei genauerer Betrachtung, als aufgebrochen herausstellte.
Es war abends, 20.30, und wir standen mit einem mueden Zweieinhalbjaehrigen vor verschlossener Tuer. Toll.

Also Polizei rufen, Wohnungsverwaltung zwecks Tueroffnung rufen. Zum Glueck war unser Nachbar da und hat uns Asyl gewaehrt. Keine Ahnung, was wir haetten machen sollen - im Flur sitzenbleiben??

Die Wohnungsverwaltung sagte, sie koennen keinen Schluesseldienst rufen, solange sie keine Vorgangsnummer der Polizei haben.

Die Polizei kam recht schnell, zwei junschge nette Kerle mit diesen neuen blauen Uniformen, bei denen ich immer denke, das sind Stripper oder die kommen vom Fasching.

Leider nuetzte uns das gar nichts, die duerfen naemlich die Tuer nicht oeffnen. Also Wohnungsverwaltung nochmal angerufen, polizeiliche Vorgangsnummer durchgeben und - warten. Und warten. Und warten.

So sassen wir eine Stunde mit den beiden Polizisten auf der Treppe, der Nachbar servierte uns Bier und den Uniformierten und dem halben Griechen Wasser, der halbe Grieche servierte der Polizei Heidelbeerreiswaffeln (zu einer konnte er sie ueberreden - danach lehnten sie dankend ab) und es waere fast ein sehr entspanntes Ruendchen gewesen, waere nicht noch die Frage gewesen, ob die Einbrecher nun dringewesen waren oder nicht.

Als nach einer Stunde immer noch nichts passiert war, nochmal Anruf bei der Wohnungsverwaltung, wo denn bitte der Schluesseldienst bliebe?? Jaaaaa, der haette halt zu tun, Noitfaelle, irgendwann in der naechsten Stunde dann....
Hae??? Was denn bittenoch fuer dringendere Notfaelle als mit Kleinkind im Treppenhaus??? Und was nuetzt dannso ein Wohnungsbaugesellschaftsnotdienst?

Die Polizei wurde auch langsam ungeduldig und ziemlich angepisst. Die durften ja nicht weg, solange sie die Wohnung nicht gesichert hatten (klar, die Einbrecher haetten ja noch da drin hocken koennen. Hahaha). Die Kripo wollte noch nicht ausruecken, solange die anderen die Wohnung nicht gesichert hatten. Ich hatte die Schnauze voll und rief den normalen Schluesselnotdienst an. Der erste sagte mir, er wuerde es heute gar nicht mehr schaffen. Der zweite sagte, er wuerde es in eineinhalb Stunden schaffen. Ich lehnte dankend ab und wir warteten weiter.

Ich fragte, ob die Polizei nicht einfach die Tuer eintreten koennte. Die sagten klar, wenn wir das wollen, kein Problem. Das wiederum lehnte der Papagrieche aber dankend ab. Ich verkruemelte mich mit dem halben Griechen wieder auf die nachbarliche Haengematte und erzaehlte dem inzwischen todmueden Kind Geschichten. Gottseidank hatten wir nen Schnuller dabei.

Und dann kam der Schluesseldienst. Mit einem Brecheisen. Und hebelte die Tuer auf.
Toll, DAS haette ich auch gekonnt.

Dann der schoene Dialog:
Polizist, bei erstem Blick in den Flur: "Ich nehme mal an, das sieht normalerweise nicht so aus?"
ich, mich leicht schaemend: "Aeh, doch...."
aber dann, nachdem ich selber einen Blick reingeworfen hatte: "Aeh, nee, SO dann doch nicht!!! >.< "

Somit war also klar, sie waren drin. Fuck. Drinne alles drueber und drunter, aber es fehlte auf den ersten Blick - nix..?! Nix! Laptops da, Netbook da, Kamera da... Ok, es sind alte Laptops, ein altes Netbook und eine uralte Kamera, aber trotzdem??? Das kamauch der Polizei komisch vor und sie liess sich zur Sicherheit gleich nochmal des Papagriechen Personalien geben.

Schnell stellte sich aber heraus: Die hatten tatsaechlich nur nach Geld und Goldschmuck gesucht und das war dann auch das einzige, was fehlte. Und das war nicht viel. Ok, die Kette vom Papagriechen, die war wertvoll, und der eine Goldring, den ich geerbt habe, der vielleicht auch. Meine Ketten und Konfirmationskreuze kommen vielleicht auf einen Gesamtwert von 200 EUR oder so. Silber haben sie dagelassen.
Ausserdem fehlte die Kleingeldkuh, da waren vielleicht 70 EUR drin. Und witzigerweise die Geldscheine aus meinen Urlauben, die man so uebrig hatte. Also so ungefaehr 50 Geldscheine im umgerechneten Gesamtwert von 2,50 EUR >.<

Kurz darauf kam dann noch die Kripo, eine sehr nette junge Beamtin mit zwei ebenfalls ziemlich jungen und sehr netten Spurensicherern, die auch Ruecksicht auf das inzwischen eingeschlafene Kind nahmen und sich insgesamt Muehe gaben, nicht alles allzusehr einzusauen mit diesem schwarzen Spurensicherungspulver. Das Zeug klebt ueberall wie Sau.

Viertel vor 12 war der Spuk vorbei, ich raeumte noch ein bisschen auf, die Wohnung sah fast wieder aus wie vorher und dann sassen der Papagrieche und ich inner Kueche, tranken Schnaps,um ein bisschen runterzukommen und dachten uns: Ja super, wir sitzen offensichtlich auf einem Haufen wertlosem Zeug - ist das nun gut oder schlecht?

Und jetzt habe ich die Wohnung einigermassen geputzt und warte auf den Schluesseldienst, der ein neues Schloss einbaut. "Irgendwann nachmittags". Super. Ich muss "irgendwann nachmittags" ja auch mal das Kind von der Kita abholen und Obstdienst haben wir diese Woche auch. Aber man kann die Tuer nur noch von innen oeffnen, ich kann hier also nicht weg bevor nicht der Schluesseldienst da war.

Gnaaaaa...

Kommentieren



sid, Montag, 27. August 2012, 15:58
Mist sowas.
Bei mir gings schneller. Die Polizei hat aufgemacht (einmal mit dem Hammer aufs steckende Schloß) und sind mit gezogenen Waffen rein. Das ist dann der Moment, wo alles anders wird - bis dahin wars ja noch spaßig.

Dann der Erkennungsdienst (wobei ich das auch nicht prickelnd find, daß die nu meine Abdrücke haben) und gleich drauf der Schlosser. DER war aber super nett.

Alles was nicht schnell in Hosentaschen zu stopfen geht (Kamera, Notebook) lassen die Schnellbrecher wohl *klopfklopf* zurück.
Blöd ists halt, wenn die genau die zwei Stücke erwischen, an denen das ganze Herz hängt.
Seltsam ist, wenn die auch kaputte Stecker (eindeutig falsch!!) mitnehmen. Und den Heizungsentlüftungsschlüssel!! Dann fragt man sich doch.

Der teuerste Schaden war (nachdem emotional eh nicht zu bemessen ist) der Schlosser.
Und die ungewandelten Schmerztherapiestunden wegen massiven Panikzuständen. Das war sehr sehr unschön... und noch mal teuer. Das unschöne Gefühl ist auch noch nicht ganz weg.
Duschen gehen mit offener Balkontür geht kaum bis gar nicht, wenn am Balkon nur ein Geräusch am Abend ist, mach ich selbst bei 30+ Grad die Tür zu...

Auch sehr beruhigend, daß 2 von meinen drei Nachbarstüren nach einem Jahr (!!) noch immer die Gucklöcher zugeschmiert haben, weil es denen noch IMMER nicht aufgefallen ist. Ich könnte jeden Tag das Kotzen kriegen...

maracaya, Dienstag, 28. August 2012, 01:56
Das hatte ich schon von anderen gehoert, dass das durchwuehlen das Schlimmste ist ... komischerweise habe ich damit grad so gar kein Problem. Ich habe aber auch nicht wirklich was, woran mein Herz so richtig doll haengt. Laptop waer halt doof gewesen wegen Fotos, aber sonst...

Des halben Griechen Taufkette als einzig wirklich wertvolles Gold befindet sich woanders. Und ansonsten sind meine Wertsachen meine Trommeln, die hab ich auch nicht daheim :)

Man weiss aber natuerlich nicht, ob das schlechte Gefuehl spaeter noch kommt.

sid, Donnerstag, 30. August 2012, 01:11
Mir gings den ersten Tag gut, den nächsten auch noch und dann mitten im Supermarkt eine Panikattacke und richtig schön im Schlamassel drin und dann wars mal paar Wochen richtig unschön...

Hoffen wir, daß bei Ihnen nix nachkommt.

cassandra_mmviii, Donnerstag, 30. August 2012, 12:50
Ich bekam schon ein komisches Gefühl als ich einen potentiellen Einbrecher im Garten verscheut hatte.

Mini-Tiger schlief recht lange, ich duschte und wollte ihn so gegen 10 hochnehmen (war wirklich ein superbequemes Kind), öffnete Rollo und da stand eienr bei uns im Garten und guckte sich das Haus an. Ich Fenster aufgemacht und rausgerufen, er guckte nicht hoch sondern schlenderte ganz lässig zur Gartentüre raus.
Da hier schon einige Häuser (alle nebeneinander) ausgeräumt worden sind bekam ich da schon Panik- auch ohne das hier jemand drin gewesen wäre.

Nachbarin: "Naja, was soll denn hier schon zu holen sein? Bobby-Cars?".
Die Dame hatte sich noch nie Gedanken drüber gemacht, was man zu Geld machen könnte.

mariliese, Dienstag, 28. August 2012, 10:47
Shit!
Oh Mann, wie ich das nachfühlen kann!
Ich hoffe, der Schlüsseldienst kam noch rechtzeitig, so dass du nicht noch ewig da rumsitzen musstest.
Haben sie Fingerabdrücke sichern können? Meist ja nicht, wenn Profis am Werk waren. Bei uns fand man jedenfalls jede Menge Handschuhabdrücke und ganz viele kleine Fingertapsen, was uns der nette griechische Beamte zeigte. Im Übrigen habe ich es auch erst nicht gemerkt, da bei uns ja generell auch Chaos herrscht, aber die weit geöffneten Schranktüren haben mich dann doch stutzig gemacht. Die Wohnungstür war ja zu öffnen, ich habe mich nur gewundert, warum es so leicht ging und die Tür nur rangezogen war, obwohl ich wusste, dass ich abgeschlossen hatte...

frlsandra, Dienstag, 28. August 2012, 18:27
Jungejunge.... ist das Ü_B_E_L !!!!
Mir ist es ein Rätsel, wie die Diebe ausgerechnet auf eure Wohnung kommen....

maracaya, Dienstag, 28. August 2012, 23:13
Irgendwie sagen das alle... wir muessen offensichtlich mal an unserer Aussenwirkung arbeiten, wenn uns alle fuer so arme Schweine halten ^^

Neinnein, ich hab ja selber immer gesagt, wenn mal jemand bei uns einbricht, laesst der eher noch was da als dass er was mitnimmt.

Aber warum unsere Wohnung ist ganz einfach - ganz oben wird man am unwahrscheinlichsten gestoert, weil niemand vorbeikommt. Es sind wohl immer die oberen Wohnungen oder die Erdgeschosse mit offenen Balkontueren.