Gemischtes Publikum
Gerade einen Auftritt gehabt, Sommerfest in einem Seniorenstift.

Die Senioren wurden in ihren Rollstuehlen rausgerollt und hatten keine Chance, wegzugehen, wenn es ihnen nicht gefaellt. Die Reaktion der Bewohner war, positiv ausgedrueckt, verhalten (auch wenn uns die PflegerInnen hinterher versicherten, den Bewohnern haette es gefallen). Dafuer swingten Pfleger und Kuechenbelegschaft gut mit.

Es gab auch in paar Info- und Verkaufsstaende. Der Stand mit den Aufhebehilfen, Telefonen mit extragrossen Tasten, Kartenspielen mit extragrossen Symbolen, Gehstoecken etc. fand ich ja noch sinvoll.

Den Stand des Bestattungsunternehmens daneben allerdings dann doch recht makaber.

Insgesamt eine ganz schoen deprimierende Veranstaltung - eigentlich sollte das ein grossen Kiezfest werden mit Huepfburg fuer Kinder und so und es kam ... keiner. Aber vielleicht wird es ja spaeternoch, die Veranstaltung geht den ganzen Tag.


Richtig schlimm wird es allerdings in zwei Wochen. Da sind wir wieder benefizmaessig auf dem Sommerfest eines Kinderhospizes. Seit ich selber Mama bin, bin ich da viel duennhaeutiger geworden.

Obwohl man dazusagen muss: Auch schwerkranke Kinder sind einfach Kinder, und in dem Kinderhospiz geht so ein Sommerfest deswegen viel, viel lustiger zu als bei den Senioren. Kinder geben immer direktes Feedback, und wenn das dann positiv ist (was es meistens ist), dann ist das einfach nur toll.

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cassandra_mmviii, Montag, 13. August 2012, 17:15
Im Kinderhospiz wird auf jeden Fall mehr los sein- erstens neigen Kinder mehr zu Party als Senioren und zweitens wissen die, die da arbeiten, dass die Kinder im Hospiz sind und es für sie wahrscheinlich kein nächstes Sommerfest geben wird.

Teil der Hospizidee ist, dass die Krankehausroutine niemanden noch vor seinem Tod ersticken soll- und genau das passiert in Altenheimen oft.
Ich habe im Studium für einen ambulanten Pflegedienst gearbeitet. Ein paar unserer Patientinnen waren aus dem Altersheim ausgezogen weil sie sich da bereits tot vorkamen- wegen der Bestatterprospekte, des Kamillentees zum Frühstück, des Abendessen um 16:30 etc.

maracaya, Dienstag, 14. August 2012, 11:28
Dass da ordentlich was los ist, wissen wir schon - wir sind ja nicht zum ersten Mal da. Vielleicht traue ich mich diesmal ja dann endlich, ein Sandwich bei Juergen von der Lippe zu kaufen.


Apropos Kamillentee und Abendessen um 16.3o:
Das Kurioseste in dem Seniorenstift war die eine Tante, selber so vom Alter her Fruehseniorin, die dort als Beraterin taetig ist und dort "frischen Wind reinbringen" will oder soll.

Ihre erste Massnahme war, dass sie den Senioren "untersagt" (sic!) hat, Geranien in den Blumentoepfen auf den Balkonen zu pflanzen.

Man stelle sich das mal vor!

Also, ich persoenlich finde Geranien ja auch total scheusslich, aber wer waere ich, anderen zu verbieten, was sie schoen zu finden haben??!

Das Beste war allerdings dann, als die Tante uns gleich im Anschluss einen Vortrag ueber Selbstbestimmung im Alter hielt .. ich konnte es kaum glauben.
Wahrscheinlich meinte sie nur ihr eigenes Alter.

(Ich habe dann aber doch zwei oder drei Geranienkaesten gesehen. Guerillagardening im Seniorenstift. Die restliche Belegschaft hatte dann einfach gar keine Blumenkaesten.)

cassandra_mmviii, Dienstag, 14. August 2012, 11:58
Wenn jemand Geranien pflanzen will- nur zu. GeSchmaPo is' nich' :-) Ich würd wahrscheinlich auch Geranien pflanzen. Nicht weil ich Geranien so toll finde, sondern weil das nach Guerillakriegführung schreit. So etwa wie meine Résistance-Muffins.

Wenn jemand IMMER Geranien vor dem Fenster hatte und das mochte, dann soll er nicht dadrauf verzichten nur weil jemand auf Selbstfindungstripp "frischen Wind" machen will oder ein Oberbürokrat Reglementitis hat.