Montag, 23. September 2013
Mitgefuehlt
Wir waren eine Woche in Griechenland. Mal wieder die griechische Verwandtschaft besuchen und ein wenig Meer und Sonne geniessen.

Was eigentlich auch gut ging. Nur am letzten Abend, da entgleiste die Stimmung des halben Griechen massiv.

Wir waren mit der Familie zum Grillen verabredet. Ich lief mit dem halben Griechen schonmal los, der Papagrieche wollte nachkommen.

Da mauzte es klaeglich. Ein Katzenkind sass in einer Ecke an der Strasse. Warum es so miaut, wollte das Kind wissen. Mein erster Fehler: Ich sagte, dass das Katzenkind nach seiner Mama ruft.

Halber Grieche hochbesorgt. Wo denn die Mama waere, das Katzenkind haette doch Angst, wir muessten ihm helfen...

Ich sagte ihm, die Mama waere bestimmt schon unterwegs, und falls es aber auf dem Rueckweg immer noch dasaesse, wuerden wir es einfach zu seiner Mama bringen (ich ging davon aus, dass es ein Junges der Hotelkatze ist).
Er fragte noch 10 mal nach, ob wir nachher wirklich nochmal nachsehen, und erzaehlte mir, dass das Katzenkind doch Angst hat ohne seine Mama. Ich versicherte ihm, seine Mama wuerde es schon finden.

Wir gingen grillen und ich hatte die Sache schon fast vergessen. Abends liefen wir dann wieder zum Hotel zurueck. Es war schon 11, und das Kind hundemuede.

Doch dann wieder - das klaegliche Miauen. Das der halbe Grieche natuerlich sofort hoerte. Seine Mama haette das Katzenkind nicht gefunden, wir muessten es zu seiner Mama bringen, sofort, es haette doch Angst so allein!!

Ich leuchtete in des Kaetzchens Unterschlupf, sah irgendwie eine Stelle ohne Fell und beging den zweiten, entscheidenden Fehler - ich sagte "oh, das Kaetzchen ist verletzt".
(es stellte sich hinterher raus: ja, es war verletzt, aber was ich gesehen hatte, war nur ein Blatt. Also keine offenen Wunden)

Was jetzt geschah, brach mir fast das Herz. Der halbe Grieche brach in Traenen aus und bekam sich ueberhaupt nicht mehr ein. Wo ist die Katzenmama, das Kaetzchen ist verltzt, wir muessen etwas machen!!!

Mit dem voellig aufgeloesten Kind auf dem Arm fiel mir leider erstmal ueberhaupt keine Loesung ein. Der naechste Tierarzt ist eine Stunde Autofahrt in der Stadt, ganz abgesehen davon, dass keiner mehr fahren konnte und Tieraerzte in Griechenland keine Nachtdienste schieben.

Ich beruhigte ihn also, wir wuerden es dem Nonos (Taufpaten) sagen, der wuerde das schon loesen und den Doktor anrufen. Und des Kaetzchens Mama waere sicherlich schon auf dem Weg.

Wir instruierten also den Nonos, zu behaupten, er haette den Doktor gerufen, und des halben Griechen grosse Schwester lockte die Katzenmama zum Ort des Geschehens (wie sich herausstellte, umsonst: Es war gar nicht das Junge der Hotelkatze, welches ich vermutete).

Mit viel Ueberreden konnte ich das in Traenen aufgeloeste Kind zum schlafen bringen. Ich musste aber 20 mal hoch und heilig versprechen, dass ich ihn wecke, wenn der Doktor kommt, und er fragte mich immer wieder schniefend: "Mama, bist du ganz ganz sicher, dass der Doktor kommt?" und "Mama, bist du ganz ganz sicher, dass die Mama Katze das Kaetzchen findet?"

Als er endlich schlief, musste ich dann auch erstmal heulen. Dass das Kind dermassen mitfuehlend ist, und ihn so aufgewuehlt und untroestlich zu sehen, hat mich total fertig gemacht.


Epilog:
Die kaputte Katze konnte am naechsten Tag schon wieder ein wenig humpeln.
Und der halbe Grieche sah bei der Katzenmama das Katzenkind, von dem ich eigentlich dachte, das waere es, und sagte "schaumal, das Kaetzchen ist wieder bei seiner Mama und gesund, alles ist gut!"
Uff.
Alles nochmal gutgegangen.

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