Vierter Tag Reha.
so langsam grooved sich alles ein. Man weiß, wo man was findet, wo man wofür hin muss und bei wem man sich wofür melden muss.

Es ist ja so: ich wusste, dass die Gegend hier genial ist. Ich habe hier einen Großteil der Urlaube meiner Kindheit verbracht, und dementsprechend ist schon allein der Geruch der Wälder und Seen ein Flashback in die Kindheit, in wunderschöne Zeiten.

Dass aber die Klinik ein unfassbar schönes Parkgelände ist. Dass ich hier ein super geräumiges Einzelzimmer mit Kühlschrank und Seeblick haben würde. Dass man vom Steg der Klinik die wunderschönsten Sonnenuntergänge sehen kann. All das habe ich nicht geahnt.

Das einzig echt Vernachlässigbare ist das essen hier. Morgens lohnt es sich noch nicht mal für den Kaffee aufzustehen, der ist schrecklich. Frühstücken tue ich sowieso nicht, schon gar nicht so früh am Morgen. Ich löse das Problem mit Instantkaffee auf dem Zimmer und kann dadurch länger schlafen.

Was gar nicht noetig ist, denn ich wache hier sehr früh auf und bin NICHT müde!!! Zu Hause brauche ich mindestens ein zwei Stunden, um überhaupt mein Hirn hochzufahren. Aber hier muss ich ja an nichts denken. Niemanden zur Schule bringen, keine Termine einhalten, nichts einkaufen außer, worauf ich in dem Moment Lust habe, keine Wäsche, keine Spülmaschine, nichts kochen, NICHTS.

Ich habe so viel ENERGIE. Ich laufe und radele pausenlos durch die Gegend, bekomme Komplimente dafür, wie erholt ich schon aussehe, mein Blutdruck sinkt Tag für Tag.

Da das Mittag hier ganz ganz furchtbar ist, esse ich mittags nur einen Salat und ein Brötchen mit Belag aus meinem inzwischen gut sortierten Zimmer-Kühlschrank. Was insofern perfekt ist, dass ich ja sowieso die Corona-Pfunde hier etwas schmelzen lassen wollte. Das ginge ja nicht, wenn die hier nun auch noch gut kochen würden ^^

Die Therapien sind noch nicht losgegangen, aber ab nächster Woche bin ich in drei Gruppen eingeteilt: Depression, weibliche Identität und Selbstsicherheit. Dazu Massagen, zumba, sporttherapie, Wassergymnastik und noch irgendwas, schon wieder vergessen. Das wird dann ein bisschen anstrengender, aber das gute ist: wenn es nicht passt, kann man aus den Gruppen auch wieder raus gehen. Also probiere ich das alles erst mal aus.

Ne Pokémon Go-Freundin haben ich auch schon gefunden - und das Gelände hat fünf pokestops und zwei Arenen!!! :-D
Anschluss zu finden war ja aber auch noch nie mein Problem.

Nun muss ich mich entscheiden: erkunde ich den Weg um den See, lege ich mich mit einem Buch auf die Liegewiese, schwimme ich ne Runde im See oder schaue ich, ob der Wald doch noch ein paar Pilze hervorgebracht hat?

Sie sehen, ich führe ein sehr schweres Leben gerade ;)

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