Nicht so cool
*klirr pling* schallt es aus der Kueche.

"Schatz komm schnell!!" gleich danach. In diesem dringlichen Ton, der klar macht, dass man doch lieber sofort alles stehen und liegen lassen sollte.

Ich renne in die Kueche und sehe den Papagriechen an der Spuele stehen, sich die Hand haltend, um ihn herum alles rot gesprenkelt. Bruchteile einer Sekunde um die Situation zu erfassen.... alles klar, Hand nicht ab, aber tiefer Einstich zwischen Daumen und Zeigefinger, den er mit der anderen Hand zuhaelt.
Ich renne ins Schlafzimmer und hole die ersten zwei Binden die mir in die Hand fallen (im Nachhinein haetten es auch besser geeignete sein koennen, die 30 Sekunden suchen waeren auch kein Problem gewesen, aber egal....), zurueck in die Kueche, Druckverband anlegen und den Mann davon abhalten, erstmal die Kueche zu putzen.

Dann weiterueberlegen: Notarzt? Ist Quatsch, der naeht ja nicht vor Ort, Krankenwagen deswegen ist auch uebertrieben... also Notaufnahme, aber ich kann ja nicht fahren wegen Kind, und jetzt nachts um 10 alle zusammen zur Notaufnahme ist auch Mist.

Versuche also einzuschaetzen ob es der Papagrieche bis zum Taxi schafft. Er hat diese tiefe Ruhe und dieses Flackern in den Augen, das auf ordentlich Adrenalin im Blut hindeutet. Taxi ist aber keine 100m entfernt, Notaufnahme sind 700m Luftlinie. Wir beschliessen, dass wir das riskieren koennen.

Dann putze ich die Kueche (die aussieht als haette man zumindest ein Huhn geschlachtet), bringe das Kind ins Bett, aergere mich, den Mann nicht ordentlich verbunden zu haben und mache mir Sorgen, bis er endlich anruft.

Nach etwas ueber 2 Stunden ist er dann, mit 2 Stichen genaeht, wieder zu hause.

Braucht kein Mensch, so was - aber immerhin wissen wir jetzt, dass die Notaufnahme bei uns um die Ecke gut funktioniert!

und der Papagrieche erzaehlte hinterher auch, der Verband waere dort gelobt worden. immerhin. ein bisschen ist doch noch uebriggeblieben von den jungen Sanitaetern damals ;)

Kommentieren



cassandra_mmviii, Montag, 3. Februar 2014, 15:42
Der arme Ganze Grieche. Gute Besserung!

Bei so was darf man durchaus den Notarztwagen anrufen, da Kreislaufkollaps möglich ist, auch die 100 m zum Taxi können da viel sein.

Ich hatte mal was ähnliches:
Ich zu Besuch bei meiner Mutter. meine Mutter (bekant für ihre Katastrophen und Melodramoletten) beschloß, daß Mittagessen Gurken und Tomaten sein sollten. Ich hole ein Brettchen uzm Schneiden. Während ich noch suche, beschwert sie sich, ich würde immer so ein "Heckmeck" machen, so viel Aufwand, das müsse ich noch besser lernen, sie macht das ganz läsig- nimmt die Tomate in die Hand und schneidet mit dem BRÖTCHENMESSER drauflos. Und erwischt die Stelle zwischen Daumen und Zeigefinger.
Es sah aus wie bei CSI.
Ich will mir den Schaden ansehen, immerhin floß das Blut, sie putzt derweil mit dem Handtuch im Blut rum. Ich tippe auf "sollte genäht werden", suche ein ansatzweise sauberes Handtuch zum Verbinden. Mutter verschmiert noch mehr Blut in der Küche, mault mich an, ich würde ja auch nie helfen.

Also: seien Sie froh, daß sie eine kooperativen Patienten hatten.
Und nein, wir waren nicht zum Nähen- beratungsresistent. Und nein, ich hatte keine Lust auf Tomate mit Bluteinlage und ging nach Hause, was essen.

cassandra_mmviii, Samstag, 8. Februar 2014, 11:48
Was macht der Patient denn nun? Alles klar?

maracaya, Sonntag, 9. Februar 2014, 22:44
Nunja, er traegt es wie ein Mann... das heisst: er jammert viel (es juckt! es laesst sich nicht richtig bewegen! es ist blau! ..usw), wird aber keine bleibenden Schaeden zurueckbehalten ;)

cassandra_mmviii, Montag, 10. Februar 2014, 09:59
"wird aber keine bleibenden Schaeden zurueckbehalten ;)"

Vorsicht mit solchen Vorraussagen :-)

maracaya, Montag, 10. Februar 2014, 11:05
Nunja, jedenfalls sind keine Sehnen, Gelenke oder Nerven getroffen, das laesst auf vollstaendige Genesung hoffen ;)

cassandra_mmviii, Montag, 10. Februar 2014, 11:17
Zum Tode ausersehn, sind wir genug
Zu unsers Lands Verlust; und wenn wir leben,
Je klein're Zahl, je größres Ehrenteil.
Wie Gott will! Wünsche nur nicht einen mehr!
Beim Zeus, ich habe keine Gier nach Gold,
Noch frag' ich, wer auf meine Kosten lebt,
Mich kränkt's nicht, wenn sie meine Kleider tragen;
Mein Sinn steht nicht auf solche äußre Dinge:
Doch wenn es Sünde ist, nach Ehre geizen,
Bin ich das schuldigste Gemüt, das lebt.
Nein, Vetter, wünsche keinen Mann von England:
Bei Gott! Ich geb' um meine beste Hoffnung
Nicht so viel Ehre weg, als ein Mann mehr
Mir würd' entziehn. O wünsch' nicht einen mehr!
Ruf' lieber aus im Heere, Westmoreland,
Daß jeder, der nicht Lust zu fechten hat,
Nur hinziehn mag; man stell' ihm seinen Paß
Und stecke Reisegeld in seinen Beutel:
Wir wollen nicht in des Gesellschaft sterben,
Der die Gemeinschaft scheut mit unserm Tod.

Der heut'ge Tag heißt Crispianus' Fest:
Der, so ihn überlebt und heimgelangt,
Wird auf dem Sprung stehn, nennt man diesen Tag,
Und sich beim Namen Crispianus rühren.
Wer heut am Leben bleibt und kommt zu Jahren,
Der gibt ein Fest am heil'gen Abend jährlich
Und sagt: »Auf Morgen ist Sankt Crispian!«,

Streift dann die Ärmel auf, zeigt seine Narben
Und sagt: »An Crispins Tag empfing ich die.«

sagt Shakespeare :-)