Eine Woche Kita
So, der halbe Grieche war nun eine Woche lang in der Kita-Eingewoehnung.

Und er macht es auf halbe-Griechen-Art.

Das "Berliner Modell", nach welchen er die ersten Tage mit Kristina, seiner Haupterzieherin, und mir zusammen in einem Raum zu verbringen hat, um eine Beziehung zur Erzieherin aufzubauen, empfindet er als totale Zumutung. Der Raum hat nicht viel zu bieten, was er nicht am ersten Tag schon erkundet haette. Und er ist auch kein Auf-Kommando-Spieler, so dass Kristinas Angebote "hier, komm wir spielen was! Guck mal der Ball! Schau mal hier!" voll ins Leere laufen. Sie koennte es sich einfach machen und ihn einfach die ganze Zeit vor den Lichtschalter halten, dann waere er gluecklich :-P
Kristina ist super sympathisch, aber eher lieb und nett. Nico steht mehr so auf Actiontussis (deshalb liebt er die Frau Bluemel so, die macht immer irgendwelche Action und Faxen mit ihm), als auf die lieben netten.
So war es fuer ihn schon am 3. Tag genauso oede wie allein zuhause mit Mami.

Und dann fand er es total bescheuert, wenn wir nach einer Stunde "Beziehungsaufbau" gegangen sind und er gar nicht bei den anderen Kindern war. Dann stand er an der Glastuer zum Raum, drueckte sich die Nase platt und fragte sich augenscheinlich, warum hier alle Spass haben, nur er muss mit den langweiligen Erwachsenen abhaengen >.<

Heute dann durfte er aber zu den anderen. Mama hat sich verabschiedet fuer ne Viertelstunde (eigentlich 10 Minuten, aber ich dachte mir, auf die 5min mehr kommts dann auch nicht an), und Kristina nahm den halben Griechen mit in den Gruppenraum.

Und es lief erwartungsgemaess prima. Kein Weinen, kein Meckern, kurze Freude und Umarmung, als ich wieder reinkam, dann waren die Stuehle zum raufklettern, der Schrank zum reingucken und die Spielkueche zum Toepfe ausraeumen wieder interessanter. Ich denke, es haette fuer ihn genauso keinen Unterschied gemacht, wenn ich ne halbe Stunde oder auch zwei Stunden weg gewesen waere. Interessant wird es wahrscheinlich erst beim Mittagschlaf.

Und er zeigte mal wieder, dass er genau mein Kind ist: Er geht eher auf Leute zu, als dass er es andersrum mag. So hatte er innerhalb von 5 Minuten nach deren auftauchen die Erzieherin der Nachbargruppe fuer sympatisch befunden, "adoptiert" und wollte auf Ihren Schoss, lehnte sich an und schleppte ihr tonnenweise Spielzeug herbei (und ich kann ihn sogar verstehen - da hat er sich spontan die coolste ausgesucht - mit der wuerde auch die Mama gern mal nen Bier trinken gehen ^^ ).

Kristina war abgemeldet. Da ging er zwar vorher auch kuscheln und auf den Arm (ich denke, sie gehoert schon zum "inneren Kreis" fuer ihn), aber sobald die blondierte Nachbargruppenerzieherin da war, waren alle anderen uninteressant.

Wir sind dann noch eine halbe Stunde geblieben, am Montag wird er noch ein bisschen laenger bleiben und wir muessen erst um 9 hin (*jubel*).

Ich erwarte eigentlich keinerlei Schwierigkeiten im weiteren Verlauf, und spaetestens, wenn das Wetter wieder so ist, dass die den ganzen Tag draussen sind und im Hof mit der Wasserpumpe matschen koennen, wird er der gluecklichste grosse kleine Junge ueberhaupt sein :)

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bauchherzklopfen, Samstag, 16. April 2011, 16:11
Warum müssen die das so kompliziert machen? Da wäre einem ein situationsorientierter Ansatz doch lieber oder?
Auf jeden Fall freu ich mich, dass - wie zu erwarten - alles glatt ging. Der wird da noch richtig Spaß haben!

sid, Samstag, 16. April 2011, 16:14
Irgendwie versteh ich nicht, wie man son Zwerg dazu zwingen kann, ewig mit der Betreuerin rumzuhocken, statt ihn zu den andren Zwergen zu lassen.

Vertrauen ect - versteh ich alles. Aber solange ein Kind Interesse an anderen zeigt, ist das doch alles nebensächlich und .. aber.. keine Ahnung.
Hat er gut gemacht, und Sie auch : )

c17h19no3, Samstag, 16. April 2011, 21:35
"beziehung aufbauen" aus dem off in einer stunde - pädagogischer vollmist.

naja, ich erinnere mich noch an meinen ersten tag im kindergarten. da ging es rein, man wurde in die gruppe geschubst und am abend wieder abgeholt. aus, bumms, fertig. war auch nicht sinnvoller.

maracaya, Sonntag, 17. April 2011, 21:16
Ich weiss auch nicht, warum das mit dem allein-im-Raum-sein da so stur durchgezogen wird, aaaber da sind wir ja nun auch drueber hinweg, jetzt darf er ja immer zu den anderen Blagen.
Und es mag ja auch Kinder geben, die genau das langsame Tempo brauchen. Und Eltern von Kindern, die das brauchen, die behaupten, das Kind braeuchte es nicht. Wahrscheinlich sind die daher lieber zu langsam als zu schnell.

jermanitha, Dienstag, 19. April 2011, 23:42
auja. haben wir auch noch vor uns. gestern erst mit der zukünftigen kita-leiterin telefoniert. 14 tage eingewöhnung. bin gespannt wie ein flitzebogen, wie milas darauf reagiert.

aber beim halben griechen hätte ich schwören können, dass er in der hinsicht ein ganzer grieche ist und die griechische art und weise braucht, nämlich gar keine eingewöhnung ;-)
meine waren da ja gottseidank auch ganz unkompliziert, rein in den bus und weg war´n se...

jensrb, Mittwoch, 27. April 2011, 06:49
Also mein halber Chinese ist nun seit März im Kindergarten.

Eine Eingewöhnung fand nur insofern statt, dass er sich an die anderen 39 Vollchinesen in seiner Gruppe gewöhnen musste:-)

Leicht ist auch der Zugang zu den weiteren 5 Gruppen.

In einem chinesischen Kindergarten geht es hoch her, da bleibt keine Zeit für pädagogische Experimente.

LG aus Shenzhen
Jens

maracaya, Mittwoch, 27. April 2011, 12:04
Ja, da bei Euch gehen die Uhren wohl nochmal komplett anders :-D
40 Kinder - weiha, die armen Erzieher ^^

jensrb, Mittwoch, 27. April 2011, 13:14
Genau. Wir leben hier 6 Stunden in der Zunkunft von Dir aus gesehen.

:-)

Tatsächlich ist es so, dass pro Gruppe immer gleich 2 Erzieherinnen aufpassen, aber das ist auch schon knapp bei so einem Bienenschwarm:-)

LG
Jens